Wissen und Erfahrungen aus dem Wald
Hinweis für Holzkauf in der Schweiz
Wenn du etwas für den Wald tun willst, kaufe Fichtenholz aus der Schweiz und verzichte auf anderes Holz. Es macht Sinn Fichtenholz zu kaufen, weil wir im Moment in der Schweiz davon einen Überschuss haben. Im Mittelland sterben viele Fichten, weil sie nicht natürlich gewachsen sind und anfällig auf Trockenheit, Stürme und Krankheiten sind.
Winterschlaf
Im Winter ist es ruhig im Wald. Viele Tiere senken ihre Körperfunktionen in der kalten und nahrungsarme Zeit auf ein Minimum. Sie können ihre Körpertemperatur bis auf 1 °C senken, das Herz nur noch zwei- bis dreimal pro Minute schlagen lassen, Atempausen bis zu einer Stunde machen und Magen, Darm, Leber und Nieren bis zur Hälfte verkleinern und so von den Reserven aus dem Sommer zehren. Bei äusseren Störungen erwärmen sie sich auf Normaltemperatur und verbrauchen erhebliche Mengen Energie, weshalb die Tiere nach häufigen Störungen des Winterschlafs verhungern. Tiere, die keinen Winterschlaf machen, wie Hirsche und Rehe, können sich mit Absenkung der Körpertemperatur auf bis zu 15 Grad an die kalten Temperaturen anpassen. Insekten und wechselwarme Tiere, wie Schnecken, Laubfrösche, Blindschleichen und Eidechsen fallen in eine Kältestarre und passen sich an die Umgebungstemperatur an. Glukose verhindert dabei bei leichtem Frost das Einfrieren der Körperflüssigkeiten. Fällt die Temperatur zu stark, erfrieren sie.
Auch die Buche macht einen langen Winterschlaf, von November bis Mai. Sie reduziert all ihre Lebensaktivitäten auf ein Minimum und geht in eine Ruhephase über, um sich vor Temperaturen im Minusbereich zu schützen. Damit sie im Frühling zeitig blühen und wachsen kann, bereitet sie die Knospen schon im Herbst vor. In den Knospen ist bereits im Herbst der gesamte Zweig inklusive Blättern und Blüten des nächsten Jahres angelegt. Die Blätter sind komprimiert und noch winzig klein, damit alle in die Knospenform hineinpassen. Erst mit dem Wachstumsbeginn im Frühling strecken sie sich, brechen die Knospenschuppen auf und entfalten den neuen Triebabschnitt. Knospen von frostresistenten Pflanzen lagern Zuckerlösungen ein, die den Gefrierpunkt absenken, auf diese Weise friert die Knospe nicht ein. Dicke überlappend angeordnete Knospenschuppen mit einer wachsartigen oder harzigen Schicht schützen sie.
Knospen beenden ihre Winterruhe erst wenn sie über eine bestimmte Zeit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ausgesetzt werden, das nennt man chilling. Danach reagiert der Baum auf die warmen Frühlingstemperaturen und erkennt, wenn die Tage länger werden. Durch Ausschüttung von Wachstumshormone wird das Wachstumsgewebe in Gang gesetzt und die Knospen öffnen sich. Bei welcher Temperatur das genau geschieht, ist bei jedem Baum anders.
Waldboden
Mehr als die Hälfte der Biomasse, Pflanzenwurzeln, Insekten, Würmer, Pilze, Bakterien usw. sind auf einen intakten Waldboden angewiesen und wir sollten diesem als Grundlage für das Wachstum und Leben vieler Arten so weit wie möglich Sorge tragen. Ein intakter Boden ist wie ein Schwamm. Ein feines Netz von Kanälen und Poren durchzieht die Erde bis in tieferen Schichten und sorgt für die Belüftung des Bodens und die Filtrierung und Speicherung von Wasser. Fahren grosse Fahrzeuge, die mehrere Tonnen wiegen, über den Waldboden, wird dieser stark verdichtet und die Wasserspeicherkapazität des Bodens reduziert sich um bis zu 95%. Vor allem in den tieferen Schichten erholt sich der Boden kaum noch, was unter anderem bewirkt, dass die Bäume keine tiefen Wurzeln bilden können und bei Trockenheit verdursten.
Bodenverdichtungen sind auch ein starker Eingriff in die Artenvielfalt des Waldes. Verdichteter Boden wirkt wie eine unterirdische Betonwand für die Bodenbewohner. Die Bodensperrungen schaffen eine Fragmentierung der Habitate, was das Gedeihen von Arten und den Austausch zwischen Populationen verhindert. Arten können sich nicht mehr frei bewegen, Bäume können ihre Wurzeln nicht standardgemäss entwickeln. Pilze, die nachweislich bis zu 9km2 gross werden können, können nicht wachsen. Die Mehrzahl unserer Waldbäume ist auf Pilze angewiesen, sogenannte Mykorrhiza, die in Symbiose mit Pflanzen leben. Die zahllosen Pilzfäden vergrössern die Oberfläche der Wurzeln und sorgen für eine verbesserte Wasser- und Nährstoffaufnahme. Die Zahl solcher Arten wird in unserem Wald auf 2.000 bis 5.000 geschätzt. Eine solche Vielfalt ist für die Waldbäume wie die Buchen und die Eichen wichtig für das Überleben, um auf sich ändernde Klimabedingungen reagieren zu können.
Wir sollten achtsam mit unseren Waldböden umgehen, nicht zerstören, damit ihre Funktionen als Lebensraum und als Wasserspeicher erhalten bleiben.
Waldbaden
Der Wald reduziert unser Stresslevel, stärkt unser Immunsystem und sorgt für körperliches, emotionales und geistiges Wohlbefinden. In Japan werden Waldaufenthalte, Shinrin-Yoku genannt – auf Deutsch „Waldbaden“ – von Ärzten verschrieben, weil sie die Heilung vieler Krankheiten fördern.
Viele heutige Krankheiten beruhen auf die Gegebenheit, dass wir über 90% vom Tag in Räume und vor dem Bildschirm verbringen, nicht mehr in Kontakt mit der Natur, mit Symptomen wie Unruhe, Kopfschmerzen, Depressionen, Ermüdung, Augen- und Nackenprobleme, Schlafprobleme, Burnout, Suchterkrankungen usw.
Draussen im Wald zu streifen, ohne Leistungs- oder Zeitdruck, offen mit allen Sinnen, haben nach wissenschaftlichen Untersuchungen viele positive Wirkungen auf Körper und Geist, wie Senkung der Stresshormone, des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels, Förderung des Herzkreislauf- und Stoffwechselsystem, Senkung der Schmerzschwellen, Stärkung des Immunsystems, besseren Schutz vor Virenkrankheiten, Linderung von Depressionen, Ängste und Wut, Förderung von Energie und Tatkraft, Schlaffördernd und Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration. Zudem hebt einen Waldaufenthalt die Stimmung und die emotionale Gesundheit, regt das Denken und die Kreativität, steigert Vertrauen, Mitgefühl und Dankbarkeit und fördert Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
Im Wald zu schlendern lohnt sich!
Verpuppte Käfer
Im Juni und August ist im Wald der schöne ausgewachsene Käfer des gefleckten Schmalbocks auf Blüten zu sehen. Er ernährt sich vom Nektar und Pollen der Blüten, während davor die Larven sich tief in alte und morsche Bäume und Sträucher einbohrte. Nach mehreren Häutungen verpuppt sich die Larve in einem der tiefen Gänge im Holz, bis der frisch geschlüpfte Käfer den Weg nach draussen findt. Die meisten Insektenarten bei uns überwintern im Ei- oder Puppenstadium oder Larve und entwickeln sich zum Insekt im Sommer.
Insekten sind die artenreichste Klasse der Tiere. Sie sind für Ökosysteme sehr wichtig, so auch für den Wald, wo sie eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen. Sie sind Nahrungsgrundlage für viele Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere. Sie bestäuben viele Blütenpflanzen, wie Sträucher, Kräuter, Beerengewächse und gewisse Baumarten wie Ahorn, Kirsche, Weide, Linde und Vogelbeere und verteilen Samen. Zusammen mit Pilzen und Bakterien bauen sie als Larven tote Biomasse ab, wie Laub, Holz und Tierkadaver. Die Artenvielfalt hängt in erster Linie von der Strukturvielfalt des Waldes ab: Je älter ein Wald ist, desto mehr Insekten entwickeln sich in diesem Habitat.
Muscheln im Wald
Der grosse Rotrandige Baumschwamm sieht aus wie eine Muschel, ist aber der Fruchtkörper eines Pilzes. Er bildet mehrjährige Fruchtkörper auf abgestorbenen Laub- und Nadelbäumen, die bis zu 30 cm breit und 9 cm dick werden können.
Je nachdem woher Pilze ihre Nahrung beziehen, kann man diese in verschiedene Gruppen einteilen: Die Mykorrhizapilze, die in Symbiose mit Pflanzen leben, die parasitische Pilze, die die Bäume zum absterben bringen, und die saprophytischen Pilze, die Totholz abbauen und für die Humusbildug im Wald sehr wichtig sind. Der Rotrandige Baumschwamm gehört zu den letzteren.
Regentiere
Dass sich Wasser in Form von Regen auf dem Land verteilt, ist einfach genial. Wenn es regnet, erschient das in der Erde verborgene Tierreich an die Oberfläche. Schnecken, Salamander, Kröte und Würmer kriechen und weilen um das Haus. Es ist das Reich der Amphibien, der Weichtiere, der ältesten Lebewesen, des Übergangs vom Wasser zum Land. Der Regenwurm trägt diese Vorliebe in seinem Namen. Wie wenn die Zeit stehen geblieben ist, sind auch die Bewegungen langsam und bedacht. Das Wasser weckt das Leben. Die Farben sind intensiver, das Moos und die Algen erwachen aus dem Tiefschlaf und bringen die Steine zum Leuchten.
Schneckenzeit
Wenn es regnet, kriechen die Schnecken herum. Schnecken sind die einzigen Weichtiere, die im Wasser und auch an Land leben. Es gibt sie auf der ganzen Welt, sogar in den Polarmeeren. Sie sind einige Millimeter bis zu 90 Zentimetern gross. Die Landschnecken kann man grob unterteilen in Nacktschnecken und Gehäuseschnecken. An Land kriechen sie langsam und hinterlassen eine Spur aus Schleim, auf der sie rutschen und vor scharfen Untergründen schützt. Landschnecken ertragen keine Trockenheit oder Sonne. Sie sind deshalb besonders in der Dämmerung, nachts oder bei Regen aktiv. Den Winter verbringen sie tief in Erdspalten, wo der Boden wenig gefriert. Gehäuseschnecken ziehen sich in ihr Gehäuse zurück und verschließen den Eingang mit einer dicken Schleimschicht, die dann hart wird.
Schnecken sind wichtig für das Ökosystem und dienen vielen Lebewesen als Nahrung, wie Igel, Maulwürfe, Mäuse, Frösche, Schlangen, Blindschleichen, Salamander, und viele Vögel. Wenn der Mensch Äcker oder Gärten anlegen, greift er in die Natur ein. Dort vermehren sich die Schnecken sehr schnell, weil sie viel Nahrung finden. Zudem fehlen dort oft die Feinde der Schnecken, weil sie keine natürlichen Lebensräume mehr finden. Dann nehmen die Schnecken überhand und fressen alles kahl.
Im Gleichgewicht
Ein Wald ist eine alte Lebensgemeinschaft. Eine gesunde Lebensgemeinschaften ist im Gleichgewicht und haltet viel aus. Je stabiler ein Ökosystem ist, desto besser kann er Störungen abfedern oder sich davon erholen. Eine Infektion, eine Invasion können oft auf wundersame Weise gemeistert werden. Resilienz nennt man das. Mehrere Störungen gleichzeitig halten Systeme nicht aus: Eine Zelle, die entartet, eine Art, die ausartet, eine Landschaft die verschwinden, gefährden das gesamte Ökosystem. Krebs, Organversagen, Artensterben, Auslöschungen sind Zeichen von Gleichgewichtsstörungen. In Zeiten des Klimawandels und Biodiversitätsverlustes sollte man in Wäldern so wenig wie möglich eingreifen, denn sie brauchen viel Energie, um mit äusseren Veränderungen zurecht zu kommen. Grössere Eingriffe können nicht gemeistert werden.
Wahrnehmungen der Pflanzen
Die Bäume, wie alle Pflanzen, nehmen ihre Umgebung intensiv wahr. Sie nehmen Licht wahr und können zwischen rotem, blauen, dunkelrotem und ultraviolettem Licht unterscheiden. Sie nehmen Gerüche wahr und reagieren auf winzige Mengen flüchtiger Substanzen in der Luft. Sie nehmen Berührungen war und können sie voneinander unterscheiden. Sie wissen wo unten und oben. Sie können sich an ein Ereignis erinnern und wieder abrufen. Zu wissen, dass Pflanzen mich wahrnehmen, hat meinen Bezug zu ihnen stark geprägt.
Intelligente Lebewesen
Buche und Mensch sind intelligente Lebewesen. Intelligenz ist per Definition die Fähigkeit, sich an neue Situationen und Anforderungen der Umwelt anzupassen. Jedes Lebewesen hat seiner Umwelt entsprechend und auf seine Art eine ausgeklügelte Intelligenz entwickelt.
Es gibt unterschiedliche Arten von Intelligenz. Die geistige, die körperliche, die spirituelle, die kosmische, die rationale, die soziale, die emotionale, die einseitige, die umfassende. Der Mensch hat seine Fähigkeiten stark auf das Intellekt fokussiert und daraus ist nun eine virtuelle Realität geworden, die vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wäre. Seine intellektuellen Fähigkeiten sind im Reich der Tiere unvergleichbar. Er kann damit Maschinen bauen, um die Erde umzuwälzen, Techniken entwickeln, die ihn zum Fliegen bringen oder Medikamente, die ihn gegen Bakterien schützen. Er wurde dabei immer von der Natur inspiriert, von Insekten, die die Erde umgraben, Vögel, die in der Luft segeln, oder Pilze, die Bakterien vernichten. Und immer liegen die Rekorde in der Natur, und nicht beim Mensch. Insekten, die das Hundertfache ihres Gewichts ziehen oder Schwalben, die neun Monate in der Luft verbringen, oder Pflanzen, die Heilmittel produzieren für die Abwehr.
Die Buche steht draussen, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Jahrzehnte, Jahrhunderte und passt sich an eine Vielfalt von Umweltsituationen an, bei denen der Mensch an derer Stelle einen Tag nicht überleben würde. Dies tut sie ohne Hirn. Die Entscheidungen werden demokratisch und in Absprache mit den verschiedenen Körperteilen gefällt und umgesetzt. Wurzeln, die sich mit Pilzen verbinden, Blätter, die Spaltöffnungen schliessen, Blüten, die Insekten anlocken, Rinden, die Harz produzieren. Eine kluge Art sich an neue Situationen und Anforderungen der Umwelt anzupassen.
Unbewegliche Eizellen
Buche und Mensch vermehren sich durch die Befruchtung der Eizellen durch Samenzellen. Diese werden an unterschiedlichen Stellen gebildet und müssen übertragen werden. Bei beiden sind die weiblichen Geschlechtszellen, die Eizellen, unbeweglich, was man Oogamie nennt. Der biologisch relevante Unterschied zwischen der Fortpflanzung eines Menschen und einer Buche ist, dass der Mensch frei bewegliche männliche Geschlechtszellen hat, Spermien genannt, und die Buche keine frei beweglich männliche Geschlechtszellen besitzt und für den Transport in die Eizelle Pollenschläuche bildet. Das eine nennt man Besamung, das andere Bestäubung, bei beiden handelt es sich um eine Befruchtung. Bei Moosen und Farne sind die männlichen Geschlechtszellen auch frei beweglich und können zum Ei schwimmen, deren Fortpflanzung ist noch ähnlicher der dem Menschen.
Bei den Blütenpflanzen entwickeln sich die Eizellen in den Fruchtblättern der Blüte und haben durch diese einen optimalen Schutz und eine gute Versorgung mit Nährstoffen. Die Samenzellen entstehen in den Pollenkörner und sind in den Staubblättern getragen. Bei der Bestäubung, der sexuelle Akt der Pflanzen, wird der Blütenstaub auf die Fruchtblätter getragen. Nachdem die Pollenkörner auf die Narbe des Fruchtblatts gelangen, wächst ein Schlauch, der Pollenschlauch, bis zur Samenanlage. Durch den Pollenschlauch gelangt die Samenzelle zur Eizelle und befruchtet diese. Die Zellkerne der Geschlechtszellen verschmelzen und daraus entsteht die befruchtete Zelle. Die befruchtete Zelle beginnt einen Tag nach der Zeugung mit der Zellteilung. Daraus entsteht das Embryo, auch Keim oder Keimling genannt.
Das Sexualleben der Bäume
Bäume sind sexuell aktiv. Die Sexualität hat die biologische Funktion der Neukombination von Erbinformationen und ist eine der stärksten Lebensenergien unseres Planeten. Vögel singen, Hirsche brunften, Schnecken kuscheln, Menschen buhlen, Bäume blühen.
Die Buche ist von etwa dem 40 bis zum 150 Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Sie ist einhäusig, das heisst, ein Individuum trägt männliche und weibliche Blüten gleichzeitig in einem Haus. Es gibt keine männlichen oder weiblichen Buchen, wie zum Beispiel bei den Eiben, Wacholdern, Pappeln und Weiden, diese Bäume sind zweihäusig, da gibt es männliche und weibliche Individuen, wobei man das Geschlecht des Baumes erst nach der Geschlechtsreife bestimmen kann. Die Buche trägt eingeschlechtliche Blüten, männliche und weibliche. Die männlichen Blüten haben Staubblätter, die weiblichen Fruchtblätter. Die meisten windbestäubten Bäume wie die Buche haben eingeschlechtliche Blüten. Insektenbestäubte Pflanzen wie Obstbäume und Wiesenblüten, haben zwittrige Blüten. Das hat den Vorteil, dass bei einem Besuch der Bestäuber Pollenübertragung und Befruchtung in einem Gang stattfinden kann. Voraussetzung für die Blüte, dass der Baum nicht zu stark beschnitten wird.
Bäume sind wie Menschen hormonell gesteuert. Die Hormone der Pflanzen werden Phytohormone genannt und sind für Keimung, Wachstum, Samenreife, Blattabwurf, Blütenbildung, Differenzierung und Verzweigung und vieles mehr zuständig. Im Gegensatz zu den Tieren haben Pflanzen keine Hormondrüsen, diese werden in vielen Bereichen des Körpers gebildet. Deren Aktivitäten werden durch äussere Einflüsse angeregt wie Licht, Wasser, Nährstoffe, Tiere, Nachbarn. Die Buche ist nur wenige Tage im Jahr sexuell aktiv. Die weiblichen Blüten sind wenige Tage befruchtungsbereit und die männlichen Blüten geben ihre Pollen nur bei günstigen Wetterbedingungen frei, abhängig von Wärme, Trockenheit und geringer Luftbewegung.
Foto: Blüten einer männlichen Eibe
Buchenmastjahr
Es ist ein Buchenmastjahr. Die Buche bildet nur periodisch reichliche Blüten und somit Samen, meistens alle 3-6 Jahre, diese nennt man Mastjahre. Dabei bilden Bäume über grössere Distanzen hinweg gleichzeitig grosse Mengen Früchte. Diese Distanzen können von der Nordschweiz bis nach Norddeutschland reichen. Weshalb, wie oft und wie Mastjahre bei Waldbäumen zustande kommen, ist bis heute nicht klar. Da können wir über ihre sozialen Fähigkeiten nur staunen. Die Buche ist 100 – 150 Jahre sexuell aktiv, danach investiert sie keine Kraft mehr in die Samenproduktion und kann ihre Energie und Nährstoffe für den Alterungsprozess einsetzen. Nachkommen machen wenig Sinn im Alter: Der Platzerbe ist bestimmt und auf dem Weg ihre Stätte zu übernehmen. Für diesen ist es von Vorteil, wenn der Mutterbaum noch ein paar Jahrzehnte weiterlebt, ihm im Wachstum beisteht und Schatten und Nahrung liefert.
Wasserkreislauf
Es ist frisch im Wald, es hat viel geregnet und der Boden in mit Wasser vollgesaugt. Der Boden ist wie ein Schwamm, der viel Wasser aufnehmen und speichern kann, was sehr wichtig ist für trockene Zeiten. Etwa 70 % des Niederschlages wird im Jahresverlauf wieder an die Atmosphäre zurückgegeben, durch Verdunstung durch Nadeln, Blätter, Bodenvegetation und Waldboden, der Rest fliesst durch Rinnsalen und Bäche ab oder versickert zu Grundwasser. Von einem Liter Regen werden also 0.7 Liter wieder verdunsten. Die Bäume entnehmen für die Photosynthese grosse Mengen an Wasser aus dem Boden, das sie wieder an die Atmosphäre abgeben, eine grosse Buche kann bis 400 Liter im Tag aufnehmen und transpirieren. An einem schönen Sommertag verdunsten im Buchenwald etwa 5 Liter pro Quadratmeter.
Böden die verbaut oder durch Maschinen zusammengedrückt sind, können kaum noch Wasser speichern und bilden keinen idealen Lebensraum für Pflanzen, Pilze und die unzähligen Tiere, die im Boden leben. Man schätzt, dass in bewirtschafteten Wäldern bis zu 30% der Böden beschädigt sind.
(Un)sterblich
Es regnet stark. Das eingetrocknete Moos erwacht wieder zum Leben. Moos kann Jahrzehnte in einem Trockenstadium verharren und innert ein paar Stunden wieder zum Leben erwachen, wie ein Wunder. Wann ist Moos tot, wann stirbt ein Baum?
Wir wissen allgemein wenig über den Tod. Wir Menschen können kaum eine Stunde ohne Herzfrequenz, ohne Gehirnaktivität ausharren. Bei uns wird der Eintrittspunkt des Todes der Moment bezeichnet, in welchem die Atmungs- und Herztätigkeit oder die Gehirnaktivität erlischt. Einzelne Organe können weiterleben, wenn die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff wieder aufgenommen wird. Aber was ist, wenn ein Lebewesen kein Hirn, keine Lunge, kein Herz besitzt? Wir wissen nicht wie und wann ein Baum oder Moos stribt. Gefällte Bäume können wieder austreiben. Der älteste Baum der Welt, Old Tjikko, eine Fichte in Schweden, die immer wieder aus ihrer Wurzel austreibt, wird auf 9550 Jahren geschätzt. Das ist für uns nicht erfassbar. Pflanzen sind durch vegetative Vermehrung potenziell unsterblich. Im Pflanzenreich findet sich eine Vielzahl von Arten, die nicht altern.
Regen
Bereits in den letzten Tage lag der Duft des Regens in der Luft. Nach der langen Trockenheit ist der Regen ein Segen. Ich erfreue mich dieses Geruchs, dieser Farbe, dieser Geräusche. Es ist noch intensiver, noch grüner, noch stiller im Wald.
Bäume
Die Buche neben dem Haus ist nun in voller Pracht, ihre feine Frühlingsblätter eines zarten Grüns. Ihre Pollen schwängern die Luft, es ist wohl ein Mastjahr.
Heute ist Tag des Baumes. Bäume gestalten und prägen unsere Landschaft seit über 170 Millionen Jahre. Ohne Bäume gebe es uns nicht. Sie filtern Wasser, binden Kohlenstoff, produzieren Sauerstoff, prägen unser Klima, liefern uns Holz, schenken uns ihre Früchte, erfreuen uns mit ihrer Schönheit und noch vieles mehr. Wir sollten ihnen dankbar sein.
«Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges grosses Wunder und euren Vorfahren war er heilig». Alexander von Humboldt
Das Kitzeln der Vögel
Es ist die Zeit der Vögel. Sie singen und fliegen wie sonst nie das Jahr hindurch. Raben, Spechte, Amseln, Blaumeisen, Eichelhäher, Kleiber, Baumläufer, Buchfinken sind um das Haus zu sehen und zu hören. Und neu habe ich die Mönchsgrasmücke entdeckt. Ihr Gesang ist bezaubernd.
Es kommt mir vor, wie wenn die Vögel von der Schöpfung hervorgebracht wurden, um die Bäume zu kitzeln und schaukeln. Die beflügelten Wesen haben die dritte Dimension der Wälder erobert und bewegen sich verspielt zwischen den Baumkronen und drüber. Die gefiederten Wirbeltiere sind das Gegenteil der verholzten Wurzler. Sie schätzen sich gegenseitig, der Baum beschenkt sie mit Früchten, der Vogel mit Gesang.
Die grössten und scheusten Vögel im Wald sind die Kolkraben. Sie sind als Paar unterwegs, meist wenige Meter voneinander entfernt. Ich lege Essen draussen neben das Haus, und oft sitzen sie nach wenigen Minuten auf den Ästen der Lärche vor dem Haus. Sie warten geduldig, bis ich aus ihrem Blickwinkel verschwinde, um das grosszügige Essensgeschenk mit ihren grossen schwarzen Schnäbeln aufzupicken und damit davon zu fliegen. Germanen, Indianer und Kelten verehrten diese schöne Vögel, danach wurden sie bis Mitte zwanzigsten Jahrhunderts verflucht und ausgerottet. Das liegt ihnen in den Genen. Tiere und Pflanzen vererben nicht nur ihr Aussehen der Eltern, auch ihre seelische Erfahrungen, Freude und Ängste. Bis zu vier Generationen werden diese weitervererbt, weitergelebt. So wird das Trauma der gejagten Tiere, die Angst ums Überleben, weitergegeben. Auch Bäume vererben Erfahrungen, gespeichertes Wissen, das fürs Fortbestehen der Nachkommen weiteregegeben wird. Es ist das Prinzip der Evolution. Ihr schwarzes Gefieder, ihr markanter Schnabel, ihre stattliche Grösse, ihre Grazie, ihr soziales Verhalten und ihre Taktik berühren mich. Die verspielten monogamen Rabenvögel lieben es bei Thermik sich vom Wind treiben zu lassen. Imposant segeln sie in der Luft und lassen sich dann in die Tiefe fallen indem sie die Flügel zuklappen. Dann geben sie Laute von sich, wahrscheinlich aus Freude. Es sind die lautesten Freudenschrei des Waldes.
(Bilder aus dem Internet)
Alte Farne
Die Farne rollen im Frühling filigran ihre Blätter aus. Farne sind weltweit verbreitet. Sie wachsen im Wald an schttigen und feuchten Plätzen. Sie gehören zu den ältesten Landpflanzen und bildeten vor 360–300 Millionen Jahre mit Schachtelhalme und Bärlapppflanzen, die alle drei zu den Farnpflanzen gehören, riesige Wälder. Den Verbreitungsschwerpunkt haben die Farne in den Tropen , wo sie als Baumfarne bis zu 10 Meter hoch werden können, so wie vor 300 Millionen Jahre.
Pilzgeflecht
Die Mehrzahl der Pflanzen , so auch die Buche, ist auf Pilze angewiesen, sogenannte Mykorrhiza, die mit Pflanzen eine Symbiose eingehen. Die Zahl solcher Arten wird in unserem Wald auf 2.000 bis 5.000 geschätzt. Die zahllosen Pilzfäden verbinden sich mit den Wurzeln der Pflanzen und dringen bis in die Mikroporen der Böden ein und vergrössern die Reichweite der Wurzeln enorm. Das Pilzgeflecht verbinden die Lebewesen unterirdisch miteinander zu einem grossen Netzwerk, zu einem übergeordneten System, wo Nahrung, Erfahrung und Informationen ausgetauscht werden.
Essbare Pflanzen
Noch drei weitere essbaren Wildpflanzen, die jetzt zart zu pflücken sind und viel Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten:
Spitzwegericht (Plantago lanceolata), auch Lungenblatt genannt, besitzt Heilwirkungen auf die Atemwege, die Mundschleimhaut, bei Wunden und bei Mücken- oder Brennnesselstichen. Der Spitzwegerich ist seit lange als Lungenheilpflanze bekannt. Bei Husten, Bronchitis und Asthma hilft er als Tee oder Sirup. Die zarteren Blätter eignen sich roh als Salatbeigabe oder gekocht als Spinatersatz. Dafür werden die Blätter quer zur starken Längsfaser geschnitten.
Giersch (Aegopodium podagraria), früher als Heilpflanze gegen Gicht verwendet, gehört zu den Doldenblütler wie die Karotte und die Petersilie und schmeckt auch wie diese. Man erkennt sie gut an den dreizähligen Blätter und dreikantigen Stängel. Sie enthält viel mehr Mineralstoffe als unsre Grünkohl und Vitamin-C-Gehalt als Zitronen. Die jungen hellen Blätter sind sehr fein roh als Salat oder in Pesto, die älteren angedünstet mit Zwiebeln als Beilage und in Suppen.
Die Brennnessel (Urtica dioica) ist vielseitig anwendbar und ausgesprochen reich an Mineralstoffe, Vitaminen und Eiweiss. Die jungen Blättern und Triebspitzen lassen sich in Öl anbraten, oder gekocht in Suppe oder als Beilage verwenden. Die feinen Brennnhaaren können mit dem Wallholz gebrochen werden, so dass sie nicht mehr brennen.
Die Stille
Die stille der Bäume berührt mich zutiefst. Sie stehen da, ohne zu denken, ohne Fluchtmöglichkeiten, ohne zu reden, für Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende. Sie haben die ausgeklügelten Lebensstrategien entwickelt und bewohnen und gestalten unseren Planeten seit über 300 Millionen Jahren ohne Gehirn, ohne Mund und ohne Beine. Sie können ohne Gehirn Entscheidungen treffen, ohne Mund Informationen austauschen und ohne Beine die Erde besiedeln. Ihr langjähriges Sein, ihre Grösse, ihre Standhaftigkeit, ihre Ruhe schenken mir Vertrauen. Die Stille der Bäume verbindet mich mit der Natur, lässt mich ihre Sprache lauschen, die Sprache des Lebens. Diese Sprache erzählt mir von der Geburt und vom Tod, vom Licht und der Dunkelheit, vom Spriessen und vom Welken, vom Nehmen und vom Loslassen. Es gibt kein unendliches Wachstum, kein unendliches Leben. Alles ist beschränkt, alles hat seinen Platz, alles seine Endlichkeit. Es sind die Momente, wo ich mich eins fühle mit dem Leben, mit dem Baum, mit dem Wald, mit dem Universum. Wo Raum und Zeit sich auflösen und ich einfach nur bin. Die Stille hat mich des Augenblickes gewahr gemacht. In ihr höre ich das Flüstern der Insekten, das Gurgeln der Bäume, das Atmen der Blätter, die Berührung des Windes, die Kraft des Wassers, die Flüchtigkeit der Schneeflocken, den Schleier des Nebels, die Wärme der Sonne, den Klang der Nacht. Die Stille ist eine grosse Offenbarung.
Alte Bäume
Alte Bäume sind wichtig für das Ökosystem und ein Geschenk für uns Menschen. Sie sprechen eine andere Sprache als die jungen, strebigen Geschöpfe. Aus ihren mächtigen Wurzeln, ihren knorrigen Stämmen, ihren tiefen Furchen, ihren gelichteten Kronen horche ich viele Geschichten. In der Zerbrechlichkeit spüre ich eine grosse Kraft und eine tiefe Weisheit. Ich erfahre von der Kraft des Teilens, des Platzmachen, des Loslassen. Von dem Zusammenleben mit hunderten von anderen Lebewesen und Arten. Die freundschaftliche Berührung der Moose, die ihren feinen grauen Haut umhüllen und ihre Sprösslinge einbetten, die zärtliche Umarmung der Flechten, die sie wie ein feines Kleid bunt schützen, das Verschmelzen mit den Pilzen, mit denen sie Säfte austauschen. Und den vielen Tieren, denen sie ein Zuhause geben, den Vögel in den Kronen, den Insekten unter den Rinden, den Rehen am Fusse des Stammes, den Dachsen in ihrem Wurzelgeflecht. Eine Fülle von Güte. Auch dem Menschen sind sie hunderte Jahre bis zum Umfallen gütig. Sie produzieren Sauerstoff, speichern Kohlenstoff, verankern Boden, reifen Früchte, filtern Wasser, transpirieren Wasser, alles tonnenweise. Am Schluss werden sie geopfert für Holz und Raum.
Lärchenerwachen
Die Lärche vor meinem Haus hat als einziger Nadelbaum im Herbst alle Nadeln verloren und eine Winterruhe eingelegt. Jetzt erwacht sie. Es ist so schön zu sehen, wie die jungen kleinen Nadel spriessen, wie ein grünes Feuerwerk!
Unsere Buche
Die Buche ist heute der typische Waldbaum und mit der Fichte der häufigste Baum Mitteleuropas und prägt viele Waldgesellschaften bis 1500 m. ü. M.. Buchenwälder wachsen unter sehr verschiedenen Umweltbedingungen und stellen in ihrer Gesamtheit sehr artenreiche Lebensräume dar, mit insgesamt mehr als 20’000 Arten, Pilze, Pflanzen und Tiere, davon bis zu 7’000 Tierarten. Mann nennt sie auch die Kathedrale des Waldes, weil sie gross und erhaben ist. Die Buche zog sich während der letzten Eiszeit wie der Mensch aus Mitteleuropa zurück in West-, Süd- und Osteuropa und begann ihre Rückeroberung als es wieder wärmer wurde. Ihre grosse genetische Variabilität hat ihr geholfen in weiten Teile Europas zu wachsen und das heutige Verbreitungsgebiet der Rotbuche reicht von Süd-Skandinavien bis Sizilien. Ihre Wandergeschwindigkeit beträgt 150 bis 280 m pro Jahr.
Verwurzelt
Die Buchen haben starke und tiefe Wurzeln. Mit der Aufgabe dem Stamm und der Krone Halt zu geben, schlingen sie sich in alle Bodenrichtungen. Die Buche ist ein Herzwurzler mit kräftige Hauptwurzeln, die schräg nach unten wachsen herzförmiges Netz an Wurzeln bildet.
Die Wurzeln erfüllen mehrere wichtige Aufgaben. Sie passen sich an den Boden- und Standortbedingungen an, verankern und ermöglichen die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus dem Boden und speichern Nährstoffe für die neue Vegetationsphase. Dafür reichen Wurzeln teilweise sehr tief in den Boden, die unterirdische Wurzel kann genauso gross werden wie der gesamte sichtbare Teil oberirdisch.
Wurzeln wachsen an deren Spitze. Die Wurzelspitze wir von einer Wurzelhaube geschützt, damit diese beim Wachsen im harten Erdreich nicht verletzt werden. Weiter hinten befinden sich spezielle Zellen, die sich im Boden orientieren können, die Richtung des Wachstums bestimmen, und verantwortlich sind, dass der Baum zu Wasser und Nährstoffe gelangt und sich gut verankert. Hinter dieser Schicht liegen gut geschützt die Zellen sich teilen und neues Gewebe bilden. Die Wurzel bildet im Gebiet hinter der Wurzelspitze Haare aus, die Wasser und Ionen aufnehmen. Diese Wurzelhaare sind nur wenige Tage aktiv, danach sterben sie ab und bilden eine dichte Wurzelhaut, die kaum noch Wasser aufnimmt und als Transportleitungen, Verankerung und Speicherorgane dienen. Beim Absterben hinterlassen diese Zellen eine schleimige Schicht, die das Wachsen in der Erde erleichtert.
Die Gemeinschaft der Buche
Die Buche neben meinem Haus muss in ihrem Leben viele Situationen meistern. Gebunden an seinem Standort kann sie nicht fortlaufen, sie muss alles vor Ort bewältigen. Sie muss Situationen einschätzen, Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen, Verantwortung tragen. Sie besitzt mehr Sinne als der Mensch, nimmt seine Umgebung wahr, wehrt sich bei Angriffen, tauscht mit der Umgebung Informationen aus und interagiert mit anderen Lebewesen. Die Buche ist Teil des Ökosystems und eingebettet in der Lebensgemeinschaft. Es ist ein Geben und Nehmen im Wald, Pilze, die Nährstoffe liefern und Zucker erhalten, Vögel die Samen fressen und Nachkommen zum Gedeihen bringen, Moose die Halt erhalten und Wasser speichern. Alles ist miteinander verbunden und der Erfolg des Einzelnen ist abhängig vom Erfolg der Gemeinschaft und umgekehrt.
Fotosynthese
Pflanzen atmen, so wie wir Menschen atmen. Atmung bezeichnet den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid mit der Umgebung und deren Transport im Organismus. Pflanzen nehmen Kohlendioxid auf und geben Sauerstoff ab, Menschen nehmen Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab. Ein Gaskreislauf.
Der Baum und alle Pflanzen gewinnen ihre Lebensenergie durch Fotosynthese, die in den Blättern stattfindet. Dabei wird aus Kohlenstoffdioxid und Wasser mit Hilfe des Sonnenlichtes Zucker und Sauerstoff gebildet. Die Blätter geben den Zucker aus der Fotosynthese weiter, am Ast, der ihnen Halt gibt, am Stamm, der ihnen Wasser überreicht, an die Wurzel, die ihnen Nährstoffe liefern, an den Pilzen, die sie vor Parasiten schützten. Ein Blatt funktioniert wie jeder andere Teil der Pflanze im Ganzen und für das Wohl des Ganzen. Über die Leitbahnen, die Lebensadern der Pflanzen, bekommt es Nährstoffe und gibt Zucker ab. Im Baum werden Wasser und Nährstoffe über das Xylem, die holzigen Leitbahnen, von den Wurzeln in die Krone hochgepumpt, bis zu 150 cm pro Stunde, bis 400 Liter pro Tag. Über das Phloem, die Siebelemente, werden die produzierten Zucker und Aminosäuren von der Krone in die Wurzel geleitet, bei der Buche bis 12 kg pro Tag. So entsteht und wächst der Baum.
(Un)berührte Wälder
Der Wald um mich herum ist nicht bewirtschaftet, was eher selten ist. Über 90% der Wälder in der Schweiz werden bewirtschaftet, sind oft künstlich angelegt (Bäume werden gepflanzt) und dienen der Holzproduktion. Urwälder, unberührte Wälder, wo der Mensch seit hunderten von Jahren nicht mehr eingreift, gibt es in der Schweiz schon lange nicht mehr. Wälder, die von menschlichen Eingriffen wie Strassenbau, Holzeinschlag, Brandrodungen und Baumpflanzungen, sind sogenannte Sekundärwälder, die unterscheiden sich stark in der Artenzusammensetzung von den Urwäldern. Urwälder befinden sich in ökologische stabilen Zustände, sogenannter Klimaxstadien. Solche Systeme sind am wiederstandsfähigsten gegenüber äussere Störungen, wie Krankheiten und Klimaveränderungen, Systeme, die stark Eingegriffen wurden, sind am instabilsten. Noch etwa 20 % der Wälder der Erde sind unberührte Urwälder, davon sind etwa 60 % tropische Regenwälder, vor allem im Amazonasbecken, zudem im Kongobecken und in Südostasien, 20 % liegen in den nördlichen borealen Nadelwäldern und die restlichen 20 % sind über andere Klimazonen verteilt, wobei die gemässigten Laubwälder, den geringsten Flächenanteil ausmachen. Heute sind 80% der Wälder Kulturlandschaft, die nichts mehr mit dem ursprünglichen Wald zu tun haben, so auch bei uns.
In der Schweiz ist der Nationalpark erst 150 Jahre alt, war für einen Wald jung ist. Ziel ist es, mehr Wälder unter Schutz zu stellen. Die versuche der letzten Jahre sind nicht gelungen, weil die Waldbesitzer das Land nicht zur Verfügung stellen möchten. Rund ein Drittel des Schweizer Waldes befindet sich in der Hand von privaten Personen, die restlichen zwei Drittel öffentlich-rechtlichen Eigentümer Gemeinden, Burger-/Bürgergemeinden, Korporationen, Kantonen und dem Bund. Die heutigen Förderung von Holz für Heizungen, Bau und Export (ein Drittel der Buche in der Schweiz werden gefällt für den Export nach China) und die grossen Maschinen mit denen man die Bäume erntet, machen unseren Wälder zu schaffen.
Meine Nachbaren
Ich lebe umgeben von Bäume, Fichten, Lärchen, Eichen, Eiben, Ahorne, Eschen, Ulmen, Vogelbeeren, Buchen. Rundherum hat es Eiben, bis 400-jährig, was noch jung ist für Bäume die 3000-jährig werden können. Vor dem Haus steht eine etwa 80-jährige Lärche, die im Sommer kostbaren Schatten spendet und im Winter, wie aus Rücksicht, ihre Nadeln abwirft und mein kleines Haus von den Sonnenstrahlen aufwärmen lässt. Östlich vom Haus hat es eine Rotbuche, etwa 100-jährig, auch noch jung, sie kann noch weitere 300 Jahre leben. Sie ist gross und mächtig, etwa fünfundzwanzig Meter hoch, zwei Meter Stammumfang auf Bodenhöhe. Sie strahlt eine unbeschreibliche Ruhe aus, eine Vertrautheit in das Leben. Rotbuche, Fagus sylvatica, eine von zehn Arten der Gattung Fagus, und gehört zur Familie der Fagaceae, zu Deutsch Buchengewächse, zu deren etwa 900 Arten gehören, unter anderem die Kastanie und die Eiche. Die Buche gehört zur Ordnung der Buchenartigen (Fagales), die wiederum zu den Samenpflanzen und zum Reich der Pflanzen gehören. Kennzeichnenden Merkmalen der Samenpflanzen sind die Verholzung, die Bildung von Samen und die von Leitbahnen, damit der Transport von Nährstoffe von über 100 Mt überwunden werden können. Die Rotbuche unterscheidet sich von den übrigen Samenpflanzen durch ihre glatte und dünne Rinde, die sie auf Sonnenbrand anfällig macht. Sie schützt sich, indem sie in Sippen wächst und sich so gegenseitig beschatten und durch ihre scharf-dreikantigen, etwa 1,5 Zentimeter grosse Samen, von weichspitzigen, vierlappigen Hüllen umgebend. Eine wesentliche Eigenschaft der Buche ist ihre enorme Wuchskraft, die 45 m erreichen kann und ihre ausgeprägte Schattentoleranz lässt sie als junger Baum langsam wachsen und stark werden. Sie gedeiht standortgetreu auf alle Gesteins- und Bodentypen bei gemässigtem Klima mit Jahrestemperaturen über 7 °C und Jahresniederschlägen über 600 mm und erträgt hohe Temperaturen. Extreme Trockenheit und starke nässe verträgt sie schlecht.
Essbare Kräuter
Die Sonne scheint und die Kräuter spriessen. Ich mache mich auf die Suche nach essbaren Pflanzen. Im Frühling sind viele Wildpflanzen essbar und sie sind Nahrung und Medizin zugleich. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe haben viele verschiedene Heilwirkungen auf uns und ihre vielseitigen und intensiven Aromen bereichern unser Essen. Nur Pflanzen, die man kennt, sollte man pflücken, und nicht alles abgrasen, damit die Pflanzen weiterwachsen und vermehren können. Hier ein paar essbare Kräuter, die aktuell im Wald zu finden sind:
Der Bärlauch (Allium ursinum) spriesst durch den Schnee und ist jetzt weit verbreitet. Er ist wie seine gezüchteten Verwandten Schnittlauch, Zwibel und Knoblauch stärkend für das Immunsystem. Seine ätherischen Ölen wirken heilend auf Verdauung, Atemwege, Leber, Galle, Darm und Magen.
Die leuchtenden Blüten vom Huflattich (Tussilago farfara) sind an sonnigen Wegrändern zu finden. Mit dem Stängel sind sie roh oder kurz im Öl angebraten eine Delikatesse als Apero oder zu Salate. Früher breit angewendet als Heilmittel, wird heute geraten, wegen den Pyrrolizidinalalkalkaloide nicht zu viel davon zu essen.
Der bekannte Löwenzahn (Taraxacum officinale) war schon immer sehr beliebt in Küche und Volksmedizin. Junge Blätter sind als Salat oder in Kräuterquark sehr fein und gesund, geschlossene Knospen sind auch hier leicht angebraten eine Delikatesse. Der Löwenzahn wirkt als Blutreiniger, bei Verdauungsbeschwerden, rheumatische Erkrankungen und noch vieles mehr.
Das Zählen der Bäume
Gestern lag noch Schnee auf den Bäumen, so wie noch kaum dieses Jahr. Das Wetter ist wechselhaft, man weiss nicht, ob es Winter oder Frühling ist. Die ersten Kräuter und Sträucher spriessen, die Bäume warten noch, sie haben Zeit, sie haben es nicht eilig, sie wissen, zu früh spriessen kann das Leben kosten, denn der Frost tötet die frischen zarten Blätter, der ganze Baum, wenn die Wasserleitbahnen platzen. Kräuter und Sträucher nutzen die Gunst der Stunde, um das Licht, das noch auf den Boden fällt, einzufangen. Wenn die Buchen erwachen, gehört das Licht ihnen.
Die kleinen feinen Blätter der Buche sind seit letztem Jahr in den Knospen dicht eingepackt und warten auf die richtige Tageslänge. Sie lassen sich nicht von der Temperatur täuschen, die kann bereits im Januar zum Treiben verleiten. Sie verlassen sich auf die Länge der Tagen, das haben sie gelernt, über die Millionen Jahre Geschichte, die sie in ihren Genen tragen. Sie zählen, erst ab etwa 13 Stunden Licht pro Tag wachen sie auf.